Die Leiterin Christina Arpe (46) und Mitarbeiterin Aichaoui Sassia (57) sortieren die Lebensmittel, die gerade gebracht wurden.
von Jennifer Dold, Holsteinischer Courier am 30.11.22
Schon seit 28 Jahren unterstützt die Tafel Neumünster finanziell schwächer gestellte Menschen. Für die Adventszeit sind einige Aktionen geplant.
Eine elektrische Zahnbürste, ein Puppenhaus, Winterschuhe oder ein gebrauchtes Fahrrad, weil das Busticket zur Schule zu teuer ist. Die Weihnachtswünsche der Kinder sind vielfältig. Die Wunschbaumkugelaktion, bei der Kinder ihre Wünsche auf Zettel malen, hat eine lange Tradition und wird von der Tafel Neumünster organisiert.
„Nächste Woche werden die Wunschzettel dann an die Tanne gehängt, die in der Holsten-Galerie steht“, sagt Christina Arpe (46), die sich seit über 20 Jahren bei der Tafel Neumünster engagiert. Die Wunschzettel können abgenommen werden und die Päckchen bei der Tafel abgegeben werden. „Beim Auspacken der Geschenke kullern bei den Kindern schon mal Tränen“, erzählt die Tafel-Chefin.
Vier Märkte, ein Auto und ein Parkplatz: das waren die Anfänge der Neumünsteraner Tafel, die 1994 gegründet wurde und eine der ältesten Tafeln bundesweit ist. Heute unterstützt die Tafel an der Kieler Straße 54 etwa 300 Familien, die wöchentlich zu festen Zeiten Lebensmittel abholen können. Gespendet werden die Lebensmittel von Lebensmittel-Discountern und lokalen Bäckereien. „Brot, Quark, Haferjoghurt und Salat haben wir eigentlich immer da. Ganz selten gibt es Fisch und Fleisch.“ Insgesamt engagieren sich 56 Ehrenamtliche bei der Tafel Neumünster.
Die „Tafelgäste“ können sich über eine breite Auswahl an Lebensmitteln freuen.
Die Tafel finanziert sich ausschließlich über Spenden. Mit der Geldspende des Holsteinischen Couriers sei noch nichts Konkretes geplant. Das Geld fließe wohl in Nebenkosten, Miete und Spritgeld, sagt Christina Arpe.
Die Leiterin kennt jeden „Tafelgast“ beim Vornamen und weiß um dessen Ängste. „Die größte Sorge sind im Moment die Heizkosten. Ich mache mir auch Gedanken, wenn ich sehe, wie dünn viele bei den tiefen Temperaturen angezogen sind. Neulich kam eine Frau vorbei, die nur Sandalen trug.”
Die Adventszeit stellt viele Tafelgäste vor finanzielle Herausforderungen. Daher freut sich die Tafel Neumünster derzeit wieder über Plätzchen-Spenden von Privatpersonen. Die Landfrauen werden wie jedes Jahr Päckchen mit beispielsweise Drogerieartikeln oder Socken für die Tafelgäste vorbereiten. „Viele sind alleine und können sich dann wenigstens über ein Päckchen freuen“, weiß Christina Arpe. Um den 24. Dezember herum wird es in diesem Jahr wohl auch wieder Weihnachtsbäume bei der Tafel geben.
Am Abend habe sie das Gefühl, eine gute Tat vollbracht zu haben, sagt Arpe. „Es ist schön, wenn man bei einem Tafelgast die Dankbarkeit in den Augen sieht. Ich sage meinen Gästen oft: Sie sind ein Lebensmittelretter! Ganz ehrlich: Wer rettet nicht gerne Lebensmittel?!“