Christina Arpe ist seit 1999 Vorsitzende der Neumünsteraner Tafel. Seit langem beklagt sie die räumliche Situation an der Kieler Straße.
Bei der Tafel an der Kieler Straße in Neumünster herrscht akute Raumnot. Im Herbst könnten sich die Probleme verschärfen. Hilfe zugesagt wurde immer wieder, geschehen ist kaum etwas.
Die Lage ist wichtig – was für den Immobilienmarkt gilt, gilt für den Verein Neumünsteraner Tafel gleich in doppeltem Sinne: Die Räume an der Kieler Straße sind zentral gelegen und für Bedürftige gut erreichbar. Zudem liegt Neumünster strategisch günstig, so dass auch der Nachschub an Lebensmitteln gut gewährleistet werden kann. Doch beides ist Segen und Fluch zugleich. Denn einerseits sind viele freiwillige Mitarbeiter mit der Versorgung von 2900 registrierten Bedürftigen ohnehin längst an der Belastungsgrenze, hinzu kommt, dass die viele Arbeit durch die extrem beengten Verhältnisse erschwert wird.
Lager überwiegend vom Landesverband genutzt
Tafel-Leiterin Christina Arpe wird nicht müde, nach neuen Räumen zu suchen, um die Situation zu entschärfen, doch bisher ohne Erfolg. Zwar hat die Firma Wigger eine Halle zur Verfügung gestellt, und es gibt 450 Euro Unterstützung von der Stadt, doch die Kapazitäten werden größtenteils vom Tafel-Landesverband genutzt.
Und die Lagerfläche der Neumünsteraner Tafel dient vor allem für Unverderbliches wie Kaffee, Infektionsmittel, Masken und ähnliche Dinge. Die Ausgabe der frischen Waren an Bedürftige entlastet dies nicht. Sie findet ebenso wie das Sortieren auf dem Hinterhof in äußerst beengten Verhältnissen statt. Ein Kühllager für das Frischhalten von Lebensmitteln ist in den Räumen der Tafel ebenfalls nicht realisierbar – auch aus Kostengründen nicht. Selbst Arpes Büro steht mittlerweile voller Stapelkisten. Die Mitarbeiter nennen es scherzhaft das „Erstmal-Büro“ – „weil dort alles erstmal zwischengelagert wird“, sagt die Tafel-Leiterin.
Von der Politik enttäuscht
Um Hilfe hat sie gebetsmühlenartig bei der Stadt vorgesprochen, auch viele Politiker sagen immer wieder Unterstützung zu. „Die kommen dann im Wahlkampf vorbei, und wenn die Wahl gelaufen ist, hört man von ihnen nichts mehr.“ Eine positive Ausnahme sei die neue Sozialministerin Aminata Touré, die sich nicht nur mehrfach die Sorgen und Nöte der Einrichtung angehört habe, sondern inzwischen auch öffentlich Unterstützung für alle Tafeln im Land angekündigt hat. Aber auch das werde an Taten zu messen sein.
Quelle: Holsteinischer Courier vom 21.07.2022 von Hannes Harding